Weniger Hitze in Städten durch gesunde umliegende Wälder
Die Vereinten Nationen (UN) warnen, dass die Welt bei der aktuellen Klimapolitik auf eine Erwärmung von 2,5 bis 2,9 °C bis zum Jahr 2100 zusteuert.
Die rekordverdächtigen globalen Temperaturen der letzten zwei Jahre und die Hitzewellen, die sich über den gesamten Globus ausbreiten, sind nur ein Vorgeschmack dessen, was uns noch bevorsteht.
Die Städte sind besonders gefährdet. Sie beherbergen nicht nur mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, sondern sind als städtische Wärmeinsel (UHI-Effekt) noch höheren Temperaturen ausgesetzt als nahe gelegene ländliche Gebiete, wobei der Unterschied nachts besonders stark spürbar ist.
Bis zum Jahr 2100 werden voraussichtlich die Hälfte bis drei Viertel der Weltbevölkerung von lebensbedrohlicher Hitze und Feuchtigkeit betroffen sein.
Städte werden doppelt so starkem Hitzestress ausgesetzt sein wie ländliche Gebiete, was ihre Bewohner, insbesondere ältere und junge Menschen, aber auch Schwangere, einer höheren Sterblichkeitsrate und hitzebedingten Krankheiten wie Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aussetzt. Man geht davon aus, dass die Ozonkonzentration an der Oberfläche in verschmutzten Gebieten um einige Teile pro Milliarde ansteigen wird, was wiederum das Gesundheitsrisiko noch weiter erhöht.
Hitzeperioden beeinträchtigen auch die Lernfähigkeit von Kindern. Sie werden die Arbeitskapazität bis zum Jahr 2050 voraussichtlich um 20 % oder mehr verringern, aktuell sind es 10 %. Die Kosten für die Wirtschaft durch extreme Hitze betragen in den USA bereits jetzt jährlich 100 Milliarden Dollar und werden bis 2050 voraussichtlich auf 500 Milliarden Dollar ansteigen.
Und glauben Sie ja nicht, Europa oder die Schweiz seien sicher.
Eine kürzlich durchgeführte Dreijahresstudie in 85 europäischen Städten hat ergeben, dass der UHI-Effekt im Sommer mit Kosten für die menschliche Gesundheit verbunden ist, die mit denen der Luftverschmutzung vergleichbar sind (etwa 192 Euro pro Erwachsenem und Jahr). In Genf beispielsweise wurde berechnet, dass städtische Wärmeinseln jährlich 4 zusätzliche Hitzetote pro 100.000 Einwohner verursachen, was Kosten in Höhe von 155 Euro pro Erwachsenem und Jahr bedeutet.
Was also können wir tun?
Ein heller Anstrich von Straßen, Gebäuden und Dächern hilft, das Sonnenlicht und damit die Wärme zu reflektieren. Die Maximierung von Grünflächen, auch auf Dächern oder an den Seiten von Gebäuden, und die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern entlang von Straßen sorgen für mehr Schatten und helfen, die Temperatur durch Wärmeabsorption, Konvektion, Zirkulation und Evapotranspiration zu senken. Die Vegetation in Städten wirkt daher wie ein natürliches Kühlsystem, aber städtisches Land ist teuer, und solche Maßnahmen sind nur begrenzt in der Lage, die erhöhten Temperaturen auf Stadtebene zu reduzieren.
Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass auch die Umgebung von Städten wichtig ist, da die Wärme aus den städtischen Gebieten nach außen abgeleitet und von den ländlichen Gebieten absorbiert und gemildert wird. Es hat sich gezeigt, dass Bäume in der Umgebung von bebauten Gebieten dazu beitragen können, die Stadtbevölkerung kühl zu halten. Eine Studie aus dem Jahr 2024 in 30 chinesischen Städten ergab, dass das Vorhandensein von Wäldern oder Seen in der Umgebung von Städten die städtische Wärmeinsel um bis zu 0,5 °C reduziert.
Die Wälder, die unsere Städte umgeben, dienen nicht nur als „grüne Lungen“, sondern auch als Klimaanlagen. Wir fällen die Wälder auf eigene Gefahr, denn auch wenn 0,5 °C nicht viel klingen, kann dieser Temperaturunterschied im wahrsten Sinne des Wortes den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
August 2024