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Welche Natur wollen wir?

Welche Natur wollen wir?

Die Landschaft in der Schweiz ist eine „künstliche“ Landschaft insofern, als sie über die letzten Jahrhunderte durch die Eingriffe des Menschen stark verändert wurde.

Viel natürlicher Lebensraum unserer Flora und Fauna wurde umgenutzt; Städte, Dörfer, Strassen, Bahnlinien, Einkaufsmeilen etc. wurden an dessen statt in die Landschaft gestellt.

Die nach der letzten Eiszeit ursprünglichen, sehr grossflächigen Wälder wurden immer intensiver abgeholzt, was Mitte des 19. Jahrhunderts dazu führte, dass schweizweit nur noch sehr wenige Wälder existierten.

Als Folge davon kam es im besagten Jahrhundert vermehrt zu Hangrutschungen und Überschwemmungen. Diese Notstände führten dazu, dass die Regierung ein erstes „Naturschutzgesetz“ einführten; das Bundesgesetz über den Wald, das 1876 verabschiedet wurde und seither diverse Ergänzungen / Änderungen erfuhr (Fedlex)

Es wird immer wieder darauf hingewiesen, wie streng, stringent dieses Gesetz im internationalen Vergleich sei, aber die Schlupflöcher darin sind vielgestaltig und omnipräsent; der Föderalismusgedanke stark, gerade wenn es um die wirtschaftliche Partikularinteressen geht. Und so kommt es, dass in manchen Kantonen – so z.B. auch im Kanton Bern- die Forstwirtschaft im Wald oft Massnahmen ergreift, die das Bundesgesetz oder sogar die Berner Konvention (Internationale Naturschutzvereinbarung) verletzen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde vielerorts wieder aufgeforstet; jedoch nicht mit lokal angepassten Baumarten sondern mit aus wirtschaftlicher Sicht „rentablen“ Fichten, was zu ausgedehnten Fichtenwaldmonokulturen führte mit den sehr bekannten negativen Auswirkungen.

So kommt es, dass es in der Schweiz fast keine ursprünglichen Wälder mehr gibt, wie sich diese vor ca 7000-5000 Jahren entwickelt haben. Ein solcher Ort befindet sich noch im Muotatal im Kanton Schwyz (Beobachter).

Der Mensch als Landschafts- und Waldgestalter – in dieser Rolle sollte er sich viel bewusster immer wieder die Frage stellen: welche Natur wollen wir?

Ein Wald kann nicht alle Bedürfnisse abdecken!

Er kann seine natürliche Funktion als Klimaregulierer nicht erfüllen, wenn in einem „Wald“ nur noch alle 10 Meter 1 Baum steht, oder wenn hektarweise Bäume abgeholzt werden. Ebenso wenig dient er dann noch als Wasserspeicher, CO2 Senke,Sauerstoffproduzent und Erosionsschutz. Wir können keine erhöhte Biodiversität in einem Wald erwarten, der aus einer mehrheitlichen Fichtenmonokultur besteht; ebenso wenig wird sich die Biodiversität erhöhen, wenn dieser Wald intensiv als Erholungs- und Freizeit-Insel genutzt wird.

Welche Natur wollen wir?

Es ist legitim, sich für das Freizeitvergnügen und die Wirtschaft zu entscheiden. Dann aber steht dies im Widerspruch zur Forderung nach mehr Biodiversität und Klimaschutz.

Und dies sollte endlich von der Bevölkerung verstanden werden.

Die Widersprüche bezüglich unseren vielgestaltigen Anforderungen an den Wald und seinen natürlichen Ökosystemleistungen, wovon wir auch noch gerne profitieren würden, können mit Hilfe des Conzept-Maps unter der Rubrik – „Nicht immer ist alles möglich“ entdeckt werden. Dieses werden wir in naher Zukunft für Sie bereit stellen.