Waldbewirtschaftung / Forstwirtschaft versus Ökologie
In den letzten Jahren wurden viele forstwirtschaftliche Tätigkeiten im Wald unter dem Deckmantel der Ökologie und/oder des Klimaschutzes ausgeführt. Viele dieser Eingriffe schwächen jedoch den Wald noch mehr.
Dabei wurden/werden bewusst Tatsachen verschwiegen und negiert.
Ein erster Schritt dazu beginnt bei der Definition von Waldfunktionen: der Wald übernimmt seit seiner Etablierung vor ca. 300’000’000 Jahren die folgenden, wichtigen biologischen Funktionen: Er ist
- Wasserspeicher
- Regenmacher
- Lebensraum für unzählige Tiere, Pflanzen und Pilze
- Sauerstoffproduzent
- eine wichtige CO2-Senke (—> in seiner Existenzzeit hat er mitgeholfen, den vormaligen CO2-Gehalt in der Atmosphäre von 3500 ppm auf ca. 280 ppm zu senken)
- Klimaregulierer
Er schützt
- mit seinem Kronendach die Böden vor Austrocknung und sehr viele Organismen vor einer zu starken Sonneneinstrahlung
- durch sein Wurzelwerk die Böden vor Erosion und Hangrutschungen
Die kantonalen Behörden, z.B. von Bern, definieren in ihren regionalen Waldplänen die Waldfunktion wie folgt: Der Wald ist
- Erhohlungsraum
- Rohstofflieferant
- Schutz
- Biodiversität.
Abgesehen davon, dass Biodiversität keine Funktion, sondern ein Zustand ist, sind all die anderen definierten Funktionen – und darauf basieren dann auch die forstwirtschaftlichen Massnahmen – keine natürlichen Waldfunktionen! Die Schutzfunktion wird nicht in Relation mit den Böden betrachtet, sondern in Relation mit dem Mensch (Siedlungen, Strassen); daher werden auch in sogenannten Schutzwäldern immer mehr Bäume entnommen, was dann im Laufe der folgenden 5-6 Jahre erwiesenermassen zu Hangrutschungen führen kann (Schwanden/GL).
Biodiversität ist wie erwähnt, keine Waldfunktion, sondern das Abbild des Zustandes/der Vitalität eines Ökosystems. Ganz besonders hoch ist die Biodiversität in den Tropischen Regenwäldern. Obwohl diese nur noch 7% der Erdoberfläche bedecken, beherbergen sie noch zwischen 40-70% aller auf der Erde lebenden Arten!
Auch bei uns war einst die Biodiversität im Wald sehr hoch, und noch heute leben ca. 70% der in der Schweiz vorkommenden Arten im Wald; zwei Drittel davon im Boden.
Die Wiederaufforstung Ende des 19. Jahrhunderts beschränkt(e) sich oft auf die gebietsfremde, schnellwüchsige gemeine Fichte (Rottanne) (Picea abies). So etablierten sich über Jahrzehnte Fichten-Monokulturen. In einer solchen Monokultur gibt es keine Biodiversität, was dann offenbar wiederum dazu führte, dass gewisse Forstingenieure und Förster behaupten, die Biodiversität in Wäldern sei gering…
Dort, wo sich doch ein anderer Waldtyp als eine Fichten-Monokultur etablieren kann, fehlen heute wichtige ökologische Nischen, da keine natürlichen Waldsäume existieren.
Die forstwirtschaftlichen Eingriffe (zu intensiver Holzschlag, zu schwere Maschinen) widersprechen oft einer möglichen Entwicklung hin zu einer höheren Biodiversität. Und obwohl per Gesetz der Einsatz von Spritzgut in den Wäldern verboten ist, werden in 22 von 26 Kantonen solche Mittel regelmässig z.B. auf das gefällte, gestapelte Rundholz versprüht. Dabei handelt es sich z.B. um Cypermethrin, ein hochgiftiges Insektizid. Solchen Hölzern wird dann trotzdem das FSC-Siegel verliehen. Die Liste zugelassener weiterer Wirkstoffe, darunter auch Glyphosat, ist lang.
Der Druck auf den Wald und seine Flora und Fauna ist nicht nur wegen der Forstwirtschaft erheblich, sondern auch wegen der vielen erholungsuchenden Menschen. Das Bevölkerungswachstums mit entsprechend mehr Menschen, die sich in irgendeiner Art im Wald aufhalten bei zugleich knapper werdender Waldfläche, erhöht die Fragilität des Waldes.