Mythen der Holzwirtschaft

Mythen der Holzwirtschaft

  • Natürliche Wälder sind nicht überlebensfähig / ohne Bewirtschaftung hat der Wald keine Zukunft:

Wie denn hätte der Wald wohl all die 300 Millionen Jahre seiner Existenz überleben können (vgl Rückblick auf das Ökosystem Wald)? Fehlt es nicht an Selbstkritik der Forstbranche? Die über Jahrzehnte praktizierte Fichten-Monokultur hinterlässt in dem heute sehr unter Druck stehenden Ökosystem Wald besonders negative Spuren. Die Fichte, als ein an den meisten Standorten gebietsfremder Baum, hat tatsächlich aufgrund der steigenden Trockenheit Mühe; dieser Umstand wird nun aber als Argument genutzt, um die natürliche Waldentwicklung in Frage zu stellen.

  • In den Wäldern gibt es wenig Biodiversität – daher muss Raum für die Flora und Fauna geschaffen werden durch Öffnung des Kronendachs:

Auch hier gilt: untersucht man die Biodiversität in einer Fichtenmonokultur, ist sie tatsächlich sehr erbärmlich. Das ist aber auch nicht der natürliche Habitus des ursprünglichen Waldes auf dem Gebiet der Schweiz. Ein standortangepasster Laubmischwald (Schweizer Mittelland) würde sich natürlicherweise durch eine sehr hohe Biodiversität auszeichnen, und er hat dies auch getan. Rund 25 000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind in der Schweiz noch heute vom Wald abhängig. Werden die Bodenorganismen noch hinzugerechnet, entspricht dies 70% aller in der Schweiz vorkommenden Arten. Dass auch im Wald die Biodiversität abnimmt, ist v.a. dem einseitigen Forstmanagement, der Bewirtschaftungsform, den Monokulturen und den schweizweit fehlenden natürlichen Waldrändern (Waldsaum) zuzuschreiben.

  • Eichen können nur in einem bewirtschafteten Wald überleben:

Auch gegen dieses Argument spricht, dass Eichen Jahrmillionen länger existieren als der Mensch, der diese Bäume bewirtschaften will. Eichen werden oft fälschlicher Weise auf typische Buchenstandorte gepflanzt. Das ist nicht ideal. In einem naturnahen Wald erreichen sie auch ein deutlich höheres Alter als in einem Wirtschaftswald. Das grosse Potential der Eichen für Holzkäferarten (Biodiversität) erreichen diese Bäume nach erst weit über 200 Jahren. Wirtschaftlich genutzt werden die Eichen aber (viel) früher; ganz sicher in einem „Teenager-Stadium“. Dabei können sie ohne weiteres über 500 Jahre alt werden!

  • Die Forstwirtschaft ist ein wichtiger Arbeitgeber; ohne wirtschaftliche Nutzung würden viele Arbeitsplätze verloren gehen:

Wenn es in 25-30 Jahren wegen Missmanagement und der Übernutzung kaum mehr Wälder geben wird, werden diese Arbeitsplätze auch verschwinden. Die Angestellten bei den Forstbetrieben könnten als Naturbildner und Ranger eingesetzt werden, denn die Etablierung von Naturwäldern und deren Erhalt wäre für die CO2-Bilanz und die Biodiversität ein grosser Pluspunkt.

  • Natürliche Wälder schaden dem Klima

Weltweit haben die Wälder in ihrer ca. 300’000’000 Jahre langen Existenz die CO2-Konzentration von 3500 ppm auf 300 ppm gesenkt. Wieso sollen Wälder, die 99,99834 % ihrer Existenz ohne den Einfluss des Menschen wunderbar funktionierten und beste CO2-Senken waren, dies nun plötzlich nicht mehr sein? Seit mehr als 5000 Jahren entfernt der Mensch weltweit immer mehr Wald. Dass sich dies bis in die heutige Zeit für die atmosphärische Zirkulation und somit auch aufs Klima negativ auswirkt, dürfte nicht in Frage gestellt werden.

  • Die Buche ist ursprünglich ein gebietsfremder Baum und eh eine Klima-Verliererin (daher solle sie grossflächig geerntet werden)

Die vergangenen Trockenperioden liessen Stimmen lauter werden und Szenarien skizzieren, dass Buchenwälder besonders vom Klimawandel betroffen seien. Das dichte Blätterdach würde verhindern, dass der Regen bis auf den Boden gelangt; daher müsse durch Schirmschläge das Blätterdach geöffnet werden.

Dabei wird ignoriert, dass gemäss den berechneten Trends in Zukunft grössere Niederschlagsereignisse während den Wintermonaten zu erwarten sind, in einer Zeit also, wo die Buchen kein Laub tragen, und der Regen ohne Einschränkung auf den Boden trifft. Im Sommer jedoch schützt das dichte Blätterdach den Boden vor den hohen Temperaturen und somit vor der Austrocknung. Dem /der aufmerksamen Waldbesucher:in ist sicher aufgefallen, dass Buchen an vielen Standorten sich natürlich verjüngen (also wachsen, ohne gepflanzt zu werden), was sicher nicht der Fall wäre, würden die Standorte ihren Ansprüchen nicht (mehr) entsprechen. Ebenso geht es den Buchen auch in südlicheren Standorten sehr gut. Die Forstindustrie reagiert mit diesen Aussagen auf Wetterereignisse ; das Klima hingegen, eine statistische Grösse, basiert auf über Jahrzehnte lang gesammelter Wetterdaten. Zudem erträgt die Buche KEINE Staunässe: schon nach ca. 2 Wochen beginnen die Wurzeln bei Staunässe abzusterben. Durch die schweren Forstmaschinen wird der Waldboden immer mehr verdichtet, was Staunässe verursacht! Bei langen Niederschlagsperioden wie in diesem Frühling /Frühsommer (2024) sind dadurch die Buchen besonders anfällig.

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